Die göttliche Institution der Taufe

Die göttliche Institution der Taufe
Dr. W. A. Criswell
Matthäus 28,18-20
07.03.1982

Die Botschaft heute handelt von der göttlichen Einrichtung der Taufe. In der Mitte dieses großen Missionsbefehls unseres Erlösers wird seinen Nachfolgern dieser seltsame und starke und ungewöhnliche Ritus befohlen. Lesen wir aus Matthäus 28 die Verse 18 bis 20, die letzten drei Verse des ersten Evangeliums:
Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Als unser Retter auf die Reihe von Jahren schaute, die noch kommen würden, sah er in jedem Zeitalter und in jeder Generation Tausende und Abertausende in Pools und in Teichen und in Bächen und in Flüssen und im Meer und in Taufbecken stehen. Er sah auch andere Tausende, die diese ungewöhnliche Handlung mitverfolgten. Und im Lauf der Jahre und der Jahrhunderte gab es große Bewegungen des Geistes Gottes, gefolgt von großen Taufgottesdiensten, in denen die bekehrten Menschen ihre Verbundenheit mit unserem Herrn demonstrierten.
Zum Beispiel wird uns in der Apostelgeschichte, Kapitel 2 von dreitausend Menschen berichtet, die am Pfingsttag getauft wurden (Apg 2,41). Im 19. Kapitel der Apostelgeschichte wird uns gesagt, dass sich ganz Asien zum Herrn bekehrte; sie wurden in die Gemeinschaft und den Glauben an den Herrn Jesus hinein getauft (Apg 9,10). Im Jahr 404 nach Christus taufte Johannes Chrysostomos, „der goldene Mund“ in Konstantinopel, der Hauptstadt des römischen Reiches, 3000 Soldaten zu Ostern. Im Jahr 430 taufte Patrick in Irland den König, seinen Sohn und 12.000 Mann.
Clovis, der König von Frankreich, wurde im Jahr 496 nach Christus zusammen mit 3000 Soldaten seiner Armee getauft. Augustinus, der Missionar der Angelsachsen von England, taufte 597 AD in Canterbury 10.000 Mann. Jeder Mann taufte seinen Nächsten, und dann, so heißt es im Geschichtsbuch, Zitat: „eine unendliche Anzahl von Frauen und Kindern“. Bonifatius ein Märtyrer-Heiliger von 680-755 AD, der englische Missionar der germanischen Stämme in Deutschland, taufte mehr als 100.000 in seinem Leben und oft viele Tausende auf einmal. Vladimir von Kiew, der erste Zar von Russland zwischen 980 und 1.015 AD, der selbst zum christlichen Glauben konvertiert war, führte Hunderttausende seiner Untertanen durch das Taufwasser. Unser großer Täufer-Vorvater, Balthasar Hubmaier, der am 10. März 1528 auf dem Scheiterhaufen in Wien verbrannt wurde, taufte 6.000 bis12.000 Neubekehrte jedes Jahr. Im Jahre 1878 tauften sechs Missionare in Indien 2222 Talukas an einem Tag.

Unser Herr schaute durch die Weiten der zukünftigen Jahre und sah jene unzähligen Tausenden, die in ihrer jeweiligen Generation im Glauben in das Wasser der Taufe steigen würden – so bedeutungsvoll für uns, die wir den Glauben auf diese Weise bezeugen und nicht weniger bedeutungsvoll für uns, die wir dem Taufzeugnis des Glaubens als Zeugen beiwohnen. Wenn ich die Taufe betrachte, die heilige erste Handlung, denke ich an sie in drei großen Kategorien:
erstens ihre historische Wahrheit, die offenbarte Vergangenheit; zweitens ihre erlebbare Wahrheit, ihre bedeutungsvolle Gegenwart und drittens ihre prophetische Wahrheit, ihre sich entfaltende Zukunft.
Erstens ihre historische Wahrheit. 400 Jahre lang herrschte Stille vom Himmel her. Es erschien kein Prophet dem Volk Gottes. Dann der überraschende Auftritt von Johannes dem Täufer (Mt 3,1-12) und sein seltsamer Ritus, vollzogen im Jordan. Und unser Herr Jesus ging die hundert Kilometer von Nazareth in Galiläa zu Fuß, um von Johannes im Jordan getauft zu werden. Und das war der erste Schritt unseres Herrn in seinem öffentlichen, messianischen Dienst: Er wurde von dem großen Propheten Johannes dem Täufer getauft.
Und zum ersten Mal in der Geschichte sehen wir bei der Taufe Christi alle drei Personen der Gottheit aktiv vorgestellt: da ist die Stimme des Vaters aus dem Himmel: „Dies ist mein geliebter Sohn“; der Heilige Geist steigt leibhaftig in der Gestalt einer Taube herab; und der Sohn Gottes ist es, der an sich den Ritus der Taufe vollziehen lässt. In der Taufe verpflichtet sich unser Heiland, die Erlösung unserer Seelen von der Sünde zu vollbringen (Mt 3,13-17). Im Einklang mit der prophetischen Verheißung im 9. Kapitel des Buches Daniel gibt sich unser Erretter selbst hin, um die Sünde abzutun, die Schuld zu sühnen und ewige Gerechtigkeit zu bringen. Er sagt zu Johannes in Matthäus 3,15: „So gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“ Und in dieser heiligen Handlung verpflichtet sich der Herr für uns zu sterben, damit wir von unseren Sünden reingewaschen und zu unserer Rechtfertigung von den Toten auferweckt werden könnten (Röm 4,25). In jenem erstaunlichen Anfang haben wir die Einführung des Zeitalters der Gnade. Ich weiß das, weil im ersten Kapitel der Apostelgeschichte eine der Qualifikationen eines Apostels darin besteht, dass er von Johannes dem Täufer getauft worden ist (Apg 1,22). Dies ist die Einführung einer neuen oikonomia, einer neuen Heilszeit der Gnade, eines Zeitalters der Verkündigung des rettenden Evangeliums des Sohnes Gottes. Damit ist die historische Vergangenheit der Taufe voller tiefer, geoffenbarter Bedeutung für uns.
Die zweite Dimension ist die Erfahrung der Gegenwart, die Entfaltung der Bedeutung der Taufe in unserem eigenen Leben. Die Handlung der Taufe tut etwas in unseren Herzen, was uns mit dem Herrn verbindet, nachdem wir die Botschaft des Evangeliums Christi angenommen haben. Es ist unsere Antwort, unsere erste Antwort im Glauben an den Herrn. Wir machen die gleiche Erfahrung wie der Schatzmeister von Äthiopien, als er Philippus, dem Evangelisten, im 8. Kapitel der Apostelgeschichte zuhörte. Er las das 53. Kapitel des Propheten Jesaja: „Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.“
Und als der äthiopische Schatzmeister das 53. Kapitel des Jesaja gelesen hatte, wandte er sich an den Evangelisten Philippus und fragte:
„Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem? 35 Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus. 36-37 Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert’s, dass ich mich taufen lasse?1 38 Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. 39 Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.“
Apostelgeschichte 8,34-39

Dies ist unsere Antwort auf das Evangelium. Wenn ich Jesus als meinen Retter annehme, lautet mein erster Wunsch: „Ich möchte mich taufen lassen. Siehe, da ist Wasser, was hindert mich daran, meinem Herrn in der Taufe zu folgen?“ In der Taufe identifizieren wir uns mit ihm. Wir werden eins mit ihm gemacht. Haben Sie auf das kleine Pronomen uns geachtet? „Also gebührt es uns“, sagte unser Herr zu Johannes dem Täufer. „Also gebührt es uns alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“ Er schließt uns mit sich ein. Und er fügt sich selbst einer Verordnung, die wir gleichermaßen mit ihm teilen sollen. „Also gebührt es uns.“ Wir sind mit unserem Herrn in dieser heiligen Handlung vereint.
Es ist eine bemerkenswerte Sache, wie der Apostel Paulus über diese Taufhandlung schreibt. Im 10. Kapitel des ersten Korintherbriefes sagt er:
Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit darüber lassen, dass unsre Väter alle unter der Wolke gewesen und alle durchs Meer gegangen sind und alle sind auf Mose getauft worden durch die Wolke und durch das Meer.
1. Korinther 10,1-2

Sie wurden verbunden, sie wurden vereinigt mit ihrem großen Gesetzgeber, Befreier und Führer. Sie waren mit ihm in der Taufe in der Wolke und in der Taufe in dem Meer verbunden. In der Mitte der schekinah Herrlichkeit Gottes und in der Mitte der Befreiung in den Wassern des Roten Meeres waren sie eine Einheit – Mose und sein Volk. So ist es auch bei unserer heiligen Taufhandlung. Wir werden mit Christus verbunden, wir werden mit ihm vereint, werden eins mit ihm in seinem Tod, in seinem Begräbnis und in seiner Auferstehung (Röm 6,3-5). Mit ihm gestorben, mit ihm begraben, mit ihm auferweckt: Es ist eine Erfahrung unseres eigenen Lebens, unserer eigenen Seele, unseres eigenen Herzens. Wir fühlen es und wir antworten darauf mit der Taufe, und Gott sagt: „Ich habe Wohlgefallen daran.“
Paulus hat ein herrliches Wort darüber zu sagen in Galater 3,27:
„Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.“
Wie ein Mann, der in einer Armee ist und der die Uniform seines Landes anlegt, und er marschiert unter der Flagge und im Namen der Nation, die die Heimat seiner Familie und der Ort seiner patriotischen Loyalität ist. So ist es bei uns: so viele von uns auf Jesus Christus getauft sind, die haben Christus angezogen. Wir haben uns mit unserem Herrn bekleidet. Es ist eine erlebte Wahrheit, es ist etwas, was wir in unserer Seele, in unserem Herzen, in unserem Leben, in unserer Hingabe erleben.
Zuletzt ist es eine prophetische Wahrheit. Es ist eine Verpflichtung und ein Glaube an das große Wunder der Entfaltung der Zukunft. Und das Wunder ist die leibliche Auferstehung unserer Körper. Es ist eine ungewöhnliche Sache: Wenn man die Bücher dieser Männer liest, die so gelehrt und gebildet sind, sagen viele von ihnen, dass der Höhepunkt der biblischen Offenbarung das 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes ist. Das ist das große Auferstehungskapitel der Bibel. Paulus beginnt: „Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch gerettet werdet…“
Dann erklärt er, was dieses Evangelium ausmacht. Wenn ein Mensch das Evangelium predigt, dann predigt er diesen Inhalt. Wenn wir einen Missionar nach China aussenden und er predigt das Evangelium, dann hat seine Botschaft diesen Inhalt: „Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift“
(1 Kor 15,1-4). Das ist es, was ein Mann predigt, wenn er das Evangelium predigt: Jesus ist für unsere Sünden gestorben, er wurde begraben und er wurde zu unserer Rechtfertigung auferweckt.

Nun, haben Sie bemerkt, dass der Rest dieses langen, langen 15. Kapitels im 1. Korintherbrief eine Präsentation, eine Offenbarung, unserer leiblichen Auferstehung von den Toten ist? Das ist eine erstaunliche Offenbarung! Und ich will euch nicht verschweigen, dass es mir oft den Atem verschlägt, wenn ich darüber nachdenke. Ich lebe in einer Welt von Tod und Begräbnis, von Weinen und Herzschmerz, von Tränen und Leid. Wenn jemand stirbt, werde ich fast als erster benachrichtigt und ich bin Teil so vieler dieser Beerdigungen. Und wenn ich sehe, wie sie in das Grab abgesenkt werden, in das Herz der Erde, so still und stumm, denke ich: „Herr, könnte es sein, dass diese Toten wieder leben werden? Werden sie aus dem Staub der Erde aufsteigen; kann es sein?“
Doch das ist das Herz des Evangeliums. Was der Verkündigung des Evangeliums Vitalität und Lebenskraft, Macht und Stärke und Glanz gab, war: „Am dritten Tag wurde er von den Toten auferweckt. Und er stieg auf in den Himmel.“ Er ist nicht unser toter Herr, sondern unser lebendiger Herr, der eines Tages wiederkommt. Und weil er lebt, werden auch wir leben. „Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten“ (Kol 2,12).
Dies ist eine Lehre, die einzigartig ist für den christlichen Glauben; sie ist nirgendwo sonst auf der Erde zu finden. In der Antike glaubten alle an die Unsterblichkeit der Seele. Das Buch der Toten, das über die berichtet, die in Ägypten begraben sind, erzählt über das Leben über den Tod hinaus. All die alten Griechen glaubten, dass es jenseits des dunklen Flusses Styx eine Art schattenhafte Unsterblichkeit gibt. Selbst ein Indianer wurde mit seinem Pfeil und Bogen begraben; er würde sie brauchen in den ewigen Jagdgründen. Aber die Auferstehung des physischen Körpers?! Als Paulus das vor dem Areopag, dem obersten Gericht in Athen, predigte, spotteten die Epikureer lauthals. Sie lachten. Sie waren „Atom-Atheisten“; sie lehrten, dass die Welt aus Atomen besteht. Klingt das nicht modern? Bestehend aus Atomen und die gröberen Atome bilden den menschlichen Körper, und der wird wieder zu Staub. Und die feineren Atome sind diffundiert; das ist die Seele in der Welt. Und als sie von der Auferstehung der Toten hörten, lachte sie verächtlich. Die Stoiker waren vornehmer und freundlicher; sie waren Pantheisten. Und sie glaubten, dass alles Teil einer Weltseele ist und wenn wir sterben, wir zurück gehen und in dieser Weltseele aufgelöst werden. Aber die Auferstehung eines physischen Körpers war undenkbar für den stoischen Philosophen und er lächelte nur leise und verbeugte sich.
Und während ich diese Wahrheit heute predige: Herr, könnte es sein, ist es möglich, dass diese Hände, die im Tod zerfallen, neu erschaffen und dir unsterblich dienen werden? Diese Augen, die erblinden und zerfallen, dass sie auferstehen und unsterblich sein und dich sehen werden? Kann es sein? Dann denke ich an das große Bekenntnis des Hiob:
Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der letzte wird er über dem Staub sich erheben. 26 Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. 27 Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Hiob 19,25-27

Herr, gib mir mehr Glauben, gib mir mehr Leidenschaft, gib mir mehr Hingabe, Herr. Und was für ein Segen und was für eine Kostbarkeit, dass das Grab nicht das Ende ist und dass die Verweslichkeit nicht endgültig ist und dass die Dunkelheit, die hinter diesem Leben liegt, nicht Mitternacht und Verzweiflung für immer ist. Stattdessen ist jenseits des Grabes die Auferstehung, und über den Tod hinaus gibt es Leben, und über der Dunkelheit gibt es Licht und Unsterblichkeit. Es ist die Gabe Gottes in der Auferstehung seines lieben Sohnes, und wir bringen diesen Glauben und diese Hoffnung in der Taufe zum Ausdruck. Ich bin getauft, in der Gleichheit seines Todes begraben, und ich bin in der herrlichen Hoffnung seiner Auferstehung und meiner Auferstehung aus dem Wasser emporgehoben.
Unser Herr im Himmel, unsere menschliche Vernunft taumelt vor einem Wunder wie diesem. Wurde Christus von den Toten auferweckt? Lebt er? Herr, wenn wir sterben, werden wir aus dem Tod dieser verweslichen Körper auferstehen? Oh Meister, in diesem Glauben und in dieser Überzeugung haben wir uns dir hingegeben, glaubend, dass Gott etwas Besseres für uns vorbereitet hat, als Nahrung für Würmer zu sein und wieder zu Staub zu werden. O Gott, mach uns zu Leuchten für dich, zu Siegern für dich in jeder Situation von Krankheit und schließlich im Tod; um dich zu verherrlichen, wissend, dass du in der Lage bist, für uns mehr zu tun, als wir bitten oder verstehen, ja, auch uns von den Toten aufzuerwecken. Und, unser Herr, als Ausdruck des Glaubens in unserer Taufe und im Ausleben des Glaubens in unserem Leben lass uns mit der ganzen Fülle der Freude im Angesicht deiner Herrlichkeit erfüllt werden. Amen.

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