Die Gemeinde, erweckt durch den Heiligen Geist

Die Gemeinde, erweckt durch den Heiligen Geist
Dr. W. A. Criswell
Apostelgeschichte 2,41-47
24.01.1982

Die Gemeinde, erweckt und bevollmächtigt durch den Heiligen Geist. Wir lesen in der Apostelgeschichte, Kapitel 2, die Verse 41 und 42:
Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. 42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

Zuletzt sprach ich hier über das Thema: „Die Gemeinde, die Jesus baut“. Jesus sagte in Matthäus 16,18: „Auf diesem Felsen will ich meine Gemeinde bauen.“ Christus selbst hat sie gegründet. Die Gemeinde ist das Werk seiner gnädigen und allmächtigen Hände. Die Gemeinde ist schon da vor ihm und der Welt bis zum ersten Kapitel der Apostelgeschichte. Und im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte, am Pfingsttag, wird die Gemeinde bevollmächtigt und erweckt, lebendig und dynamisch gemacht.
Ich habe hier 27 charakteristische Merkmale der Gemeinde vor Pfingsten aufgelistet:
1. Christliche Gläubige hatten vor Pfingsten das Evangelium.
2. Sie waren bekehrt.
3. Sie ließen sich taufen.
4. Sie hatten Christus als ihr Haupt.
5. Sie waren in der Gemeindelehre unterwiesen worden.
6. Sie wurden berufen, unserem Herrn zu gehorchen.
7. Sie wurden ordiniert.
8. Sie wurden beauftragt.
9. Sie waren für ihre Bedürfnisse organisiert.
10. Sie hatten ein Missionsprogramm.
11. Sie hatten ein Lehrprogramm.
12. Sie hatten ein Heilungsprogramm.
13. Ihnen war eine bleibende Versammlung versprochen worden.
14. Sie praktizierten Gemeindezucht.
15. Sie hatten göttliche Autorität.
16. Sie hatten die Grundlagen des Gemeindelebens.
17. Sie hatten eine wahre Demokratie.
18. Sie hatten qualifizierte Pastoren.
19. Sie hatten das Abendmahl.
20. Sie hatten den Heiligen Geist.
21. Sie hatten göttliche Kraft, um das Werk Christi zu tun.
22. Sie sangen in der Gemeinde, nach Hebräer 2,12.
23. Sie hatten Gebetsversammlungen.
24. Sie hatten Mitgliederversammlungen.
25. Sie hatten eine Mitgliederliste.
26. Sie waren vereint und hinzugefügt worden.
27. Christus war ihr Eckstein.
All das war vorhanden vor dem 2. Kapitel der Apostelgeschichte.
Christus hat seine Gemeinde gegründet. Es war sein Werk. Diese Gemeinde war da, vom dem Herrn aufgebaut, als der Pfingsttag gekommen war. Es war genau so, wie bei der Erschaffung Adams. Im zweiten Kapitel der Genesis heißt es: „Da machte Gott, der HERR, den Menschen aus Erde vom Acker.“ Und er da lag reglos vor dem Herrn – all seine Organe an Ort und Stelle, voll ausgebildet, komplett geformt. Dann sagt die Schrift: „Und der Herr blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen“ (1 Mos 2,7). Das ist Pfingsten. Christus formte die Gemeinde und zu Pfingsten blies der Heilige Geist Leben und belebende Kraft in sie hinein.
Wir haben ein anderes brillantes Beispiel im 37. Kapitel von Hesekiel. Der Prophet sieht ein Tal, gefüllt mit trockenen Knochen, und ihm wird von Gott befohlen ihnen zu prophezeien, ihnen zu predigen. Und während er weissagt und predigt, kommen die Knochen in Skelettform zusammen. Dann fährt er fort zu prophezeien und sie werden mit Sehnen und Muskeln bedeckt. Dann spricht Gott, der Herr, zu ihm: „Rufe den Odem des Herrn.“ Und er ruft den Odem des Herrn und der Odem des Herrn kommt in sie hinein. Und sie erheben sich, eine lebendige, große Armee Gottes (Hes 37,1-10). Das ist die Gemeinde. Christus hat sie gebildet und organisiert und geformt. Und zu Pfingsten hat der Heilige Geist Gottes Leben in sie hinein gehaucht, sie erweckt, sie mit Kraft erfüllt, und sie wurde lebendig und dynamisch.
In dem Abschnitt, den wir gerade aus dem zweiten Kapitel der Apostelgeschichte gelesen haben, sehen wir die Beschreibung jener lebendigen Gemeinde, jener erweckten Gemeinde. In dieser Beschreibung der Gemeinde, die durch den Heiligen Geist belebt wurde, gibt es vier wesentliche Merkmale der Gott-ermächtigten, Christus-verehrenden und Geist-erfüllten Gemeinde: die Lehre, die Gemeinschaft, das Brechen des Brotes und die Gebete. Das sind die vierfachen, vierseitigen Eigenschaften der Gemeinde, die durch den Heiligen Geist belebt ist. Wir schauen uns diese an.
„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel.“ Es gibt eine kontinuierliche Abfolge in der Offenbarung der Wahrheit Gottes: diese Apostel übergaben die Lehre der ersten Generation. Diese hat den Schatz der Wahrheit aus ihren Händen empfangen. Dann hat diese erste Generation von Christen die nächste unterwiesen und die Generation die nächste, bis schließlich die Lehre der Wahrheit Gottes zu uns gelangt ist. Und wir beten, dass wir diesen Schatz der Wahrheit jenen weitergeben, die uns folgen. Und dass sie die Weitergabe ungebrochen fortsetzen, bis der Herr wiederkommt. Sie blieben im Geist und in der Lehre und in der Hingabe der Apostel. Das ist die ununterbrochene, kontinuierliche Abfolge durch die Jahrhunderte. Es ist eine echte Gemeinschaft des Volkes des Herrn in der Wahrheit Gottes. Die Jahrhunderte haben daran nichts geändert.
Auf dem Berg der Verklärung sprachen Mose und Elia mit Jesus über die große Lehre von seinem Sühnetod. Sie waren durch Jahrhunderte in der Zeit getrennt, aber es war eine kontinuierliche Abfolge der Wahrheit vorhanden. Im 11. Kapitel des Hebräerbriefes werden die Helden des Glaubens aufgelistet. Nachdem der Autor die Liste der Helden aufgezählt hat, sagt er im ersten Vers von Kapitel 12: „Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist.“
Wir befinden uns in einer großen, ununterbrochenen Aufeinanderfolge von Menschen, die die Wahrheit Gottes bezeugt haben. Ich fühle es jedes Mal, wenn ich auf diesem heiligen Platz stehe. Es gab große Männer Gottes, die auch hinter dieser selben Kanzel gestanden haben, an diesem heiligen Ort. Und wir haben aus ihren Händen die Wahrheit des allmächtigen Gottes erhalten. Und wir beten, dass der Herr uns als treu erfindet, dass wir die Wahrheit an jene, die uns folgen, unverändert weitergeben.
Es ist diese Wahrheit, dieses Pfand des Glaubens, das das Herz und das dynamische Zentrum der Versammlung des Volkes Gottes ist. „Sie blieben beständig in der Lehre der Apostel“, die Apostel wurden nie müde davon zu reden und die Zuhörer wurden nicht müde sie zu hören. Jemand könnte sagen: „Aber wurde sie nicht stumpf und trocken und staubig und eintönig?“ – Nein, denn das geschieht nur, wenn Sie das als Zuschauer vernehmen und die große Wahrheit Gottes nie ein lebendiger Teil Ihres Lebens wird.
Es scheint mir, dass es in dieser Welt hin und wieder einen Menschen gibt, der gerne wissen würde, was Gott zu sagen hat. Hat Gott etwas gesagt? Wenn ja: „Prediger, um Gottes willen, sagen Sie uns, was Gott gesagt hat!“ Und es scheint mir, dass es der Auftrag des Predigers ist, auf der Kanzel zu stehen und das Wort des lebendigen Herrn zu öffnen und uns zu sagen, was unsere Seelen vor der Hölle retten kann, und was unser Leben segnen kann, mit Gnade und Macht. Das ist es, wovon er spricht: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel“, in der Lehre der Wahrheit des seligen Herrn.
Schauen wir, was die nächste Auswirkung der Ausgießung des Geistes Gottes auf die Gemeinde ist: „Sie blieben aber beständig…. in der Koinonia“, hier übersetzt mit „Gemeinschaft“. Es ist der ewige Vorsatz Gottes, dass sein Volk zusammenkommt. Im 68. Psalm heißt es: Wir haben einen „Gott, der die Einsamen nach Hause bringt“ (Ps 68,7). Wir alle wurden in irgendeine Familie hineingeboren. Das ist das Ziel Gottes von Beginn der Schöpfung: dass wir zusammen sein können in Gemeinschaft.
Es gibt viele von Menschen geschaffene Organisationen, buchstäblich Tausende von ihnen. Sie sind bürgerlich, sie sind gemeinnützig, sie sind sozial, es gibt alle Arten von Organisationen. Aber es gibt nur eine, die Jesus baut, die Jesus erschaffen hat. „Christus (hat) die Gemeinde geliebt und hat sich selbst für sie dahingegeben“ (Eph 5,25). Und wir sind durch den Geist Gottes zur Gemeinde hinzugefügt worden. „Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib (dem Leib Christi) getauft“, in die Familie des Herrn hinein (1 Kor 12,13). Und warum sollte ich es nicht für die höchste Ehre in der Welt zählen, zu dieser Familie Gottes zu gehören?
„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Koinonia, in der Gemeinschaft und im Brotbrechen“ (Apg 2,42). Ist das nicht eine ungewöhnliche Sache: „und im Brotbrechen?“ Wie ist die Schrift hier am besten zu verstehen? Es scheint mir, dass die erste christliche Gemeinschaft mit dem Brechen des Brotes praktiziert hat, was im Neuen Testament auch mit dem Begriff „Abendmahl“ bezeichnet wird. Wo auch immer wir dem „Brotbrechen“ begegnen, bezieht es sich auf das Abendmahl. Hier steht in Vers 46: „Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern.“ – Sie haben das Brot täglich gebrochen, von Haus zu Haus. Und sie „hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen“.
Anscheinend haben sie jedes Abendessen mit dem Abendmahl abgeschlossen. Sie brachen das Brot und sie teilten die Frucht des Weinstocks, den roten Kelch der Trauben, gemeinsam.
Nun, wenn man über die Merkmale dieser von Christus gebauten und geistbelebten Gemeinde nachzudenken beginnt, ist man erstaunt. Liebe Leute, was ist dieses gebrochene Brot? Das ist sein zerrissener und zerschundener Leib. Was ist dieser rote Kelch? Das ist sein Leben, ausgegossen für die Welt. Was ist das Brechen des Brotes? Das sind die Qual und das Leiden des Sühnetodes unseres Herrn am Kreuz. Und es wird Eucharistie genannt, Gott danken, dann das Brot brechen; Gott danken, dann den Kelch trinken. Eucharistie, abgeleitet von dem Wort, das in der Beschreibung verwendet wird: eucharisteo bedeutet „danksagen“, Eucharistie heißt „Danksagung“:

Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte (eucharisteo) und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. 23 Und er nahm den Kelch, dankte (eucharisteo) und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.
Markus 14,22-23
Können Sie sich einen Glauben und eine Religion vorstellen, die eucharistisch, dankbar ist in Tod und Qual? Kein Wunder, dass sie selbst die Grundlagen des römischen Reiches erschütterten, diese Christen, die in Leiden, in Entbehrungen und den Prüfungen des Lebens frohlockten.
Sind ihnen diese Menschen aufgefallen? Vers 46: „Und sie … brachen das Brot hier und dort in den Häusern und hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen.“ Das ist nicht alles. Wenn ich das 5. Kapitel der Apostelgeschichte aufschlage, lese ich: „Sie gingen aber fröhlich von dem Hohen Rat fort, weil sie würdig gewesen waren, um seines Namens willen Schmach zu leiden“ (Apg 5,41). Sie waren geschlagen worden; blutig und verletzt freuten sie sich, dass sie würdig waren, um seines Namens Willen zu leiden. Eucharistisches Christentum: es lobt Gott in Blut und Leid und Qual und Tod. Und als ob das nicht genug wäre, schreibt Paulus im 12. Kapitel des 2. Korintherbriefes: Mir wurde „gegeben ein Pfahl ins Fleisch,… Seinetwegen habe ich dreimal zum Herrn gefleht, dass er von mir weiche.“ War es eine physische Erkrankung? War er blind? War er gelähmt? „Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Und da ist das Wort wieder: sehr gerne, am allerliebsten:
Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten, um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.
2. Korinther 12,7-10

Eucharistisches Christentum: sie loben Gott für die Versuchungen und die Qualen und die Wunden und die Tränen, die Leiden und die Krankheiten und die Frustrationen und Enttäuschungen im Leben. Herr, Herr, wie tust du das? Wie machst du das, dass sie in allem Gott loben?
„Danke, Herr, dass ich krank war.“ – Ich muss lernen so zu beten. „Danke, Herr, dass ich überwältigt wurde. Gott hilf mir! Danke, Herr, dass ich weiß, was es heißt, der Staub der Erde zu sein.“ Ich lerne mehr über Gott in Gebrechlichkeit, in Schwachheit, in Enttäuschung, in Kummer als ich jemals über Gott erfahren könnte in meiner eigenen Kraft oder durch Erfolg oder Leistung. Eucharistisches Christentum: Brotbrechen, aus dem Kelch der Leiden Trinken mit Danksagung. Es ist ungewöhnlich, nicht wahr? Kein Wunder, dass es die Welt verändert hat.
Und ein Letztes: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ Im Gebet, in den Gebeten. Wörtlich heißt es „in den Gebeten“. Daraus kann ich schließen, dass es sich um Gebete im öffentlichen Gottesdienst handelt, um Anbetung und Fürbitte, genauso wie um Gebete im Kämmerlein und um persönliches Flehen zu Gott.
Wir hatten einen Besucher hier letzte Woche. Wissen Sie, ich lade Besucher ein und habe ein kleines Mahl ihnen, eine Kleinigkeit. Und wir begegnen uns und reden miteinander. Nun, einer von ihnen sagte in der vergangenen Woche: „Ich bin ein Baptist und ich war Baptist mein ganzes Leben.“ Dann sagte er: „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie überrascht ich war, heute in Ihre Gemeinde zu kommen und zu sehen, wie Ihre Leute kniend beten. Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ Nun, ich bin nicht auf Fehlersuche. Ich will auch nicht Kritik an anderen baptistischen Gemeinden üben, aber ich denke, das ist einer der traurigsten Kommentare, die über uns gemacht werden können: „Ich habe noch nie zuvor eine Baptistengemeinde kniend im Gebet gesehen.“
Es schien mir schon immer, wenn ich zu Gott rede, – ich, der ich Staub und Asche bin – dass mein Platz auf meinem Antlitz vor ihm ist, auf den Knien vor dem großen, erhabenen und mächtigen Gott. Und eines der Dinge, die diese geisterweckte, lebendige Gemeinde charakterisierten, war, dass sie sich trafen, um gemeinsam öffentlich zu beten. „Mein Haus“, sagt der Prophet Jesaja und spricht für den Herrn: „Mein Haus soll ein Bethaus heißen“ (Jes 56,7). Die heiligen Versammlungen Israels fanden vor der Tür der Stiftshütte statt. Das ist es, was wir tun sollten: zum Haus Gottes kommen, um seinen Namen anzurufen, um unsere Herzen gottwärts und christuswärts und himmelwärts zu öffnen. Und Herr, erfülle unsere Seelen mit deiner Gnade und Barmherzigkeit.
Dann aber auch das nicht-öffentliche Gebet, bei geschlossener Tür, privates Gebet, wo niemand zuhört außer Gott. „Sie blieben aber beständig im Gebet.“ Oh, wie ich das brauche!
Das ist der Wille Gottes für uns. „Sie blieben aber beständig im Gebet“, Gebet füreinander, Gebet für uns selbst, Gebet für die, die zu uns gehören, Gebet für das Werk unserer Hände.
Jedes Mal, wenn ich eine neue Bibel bekomme, schreibe einen Vers auf die erste leere Seite:
Der steht am besten, der am meisten kniet.
Der steht am stärksten, der am schwächsten kniet.
Und der steht am längsten, der am niedrigsten kniet.

„Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr“ (Sach 4,6).
Amen.

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